29.8.2021: (Leider) nehme ich die alte Route, eine kurvige Landstraße. Mit dem Wohnmobil sind kurvige Strecken einfach anstrengend, aber vielleicht schöner als profane Autobahnen. In Kroatien lande ich auf einem Parkplatz direkt am Meer, dort stehen bereits einige Camper. Rechtlich gesehen ist die Unterkunft mehr als eine Grauzone. Die anderen berichten mir, dass ihnen bereits ein Typ in Uniform, allerdings im (privaten?) Zivilfahrzeug, zu verstehen gegeben hat zu verschwinden. Wir entscheiden uns zu bleiben, es stehen inzwischen über zehn Wohnmobile auf dem Parkplatz und wir bleiben auch unbehelligt die Nacht über.


Zum ersten Mal schlafe ich mit Meeresrauschen ein und kann am Morgen durch das Fenster an meinem Bett den Sonnenaufgang bewundern.

30.8.2021: Um 8:00 Uhr morgens sind es bereits 18°, endlich (wieder) Sommer!

Ich mache mich auf dem Weg nach Drage. In Rieka parke ich in zweiter Reihe vor einem Café und frühstücke. Zerknirscht frage ich, ob ich auch in Euro bezahlen kann, da ich noch keine Kuna gezogen habe. Die Familie, die das Café betreibt besorgt mir einen Parkplatz für die Laika in der Nähe, und so kann ich in Ruhe mit dem Fahrrad in die Stadt fahren, Geld ziehen und mir eine Tourist Simkarte besorgen. Diese Simkarten, gültig meist für 10-14 Tage, sind äußerst vorteilhaft! Dazu später mehr. Für die nächsten zwei Nächte buche ich mich auf einem Luxus Campingplatz in der Nähe von Tisno ein, wo ich mich mit zwei Freunden zu einem Festival verabredet habe. Abends gibt es einen großen Fisch in einem lokalen Restaurant. Wunderbar!

31. August 2021: Von meinen österreichischen Nachbarn auf dem Campingplatz erfahre ich, dass der FKK Strand zu empfehlen ist. Seit einem Urlaub in Ostdeutschland stehe ich sehr auf diese Form des Badens.
Mittags chille ich auf dem Campingplatz unter den Bäumen, die Grillen zirpen sehr sehr laut, so dass ich irgendwann Kopfhörer aufsetze. Ich beschließe, etwas kreativ zu sein,und sauge neue Mucke aus dem Internet.

Nachmittags geht es wieder an den Strand und abends hole ich zum ersten Mal meine Kamera raus und platziere mich auf einer Steinterrasse, um den Sonnenuntergang in einem Zeitraffer aufzunehmen.

1. September 2021: Heute geht es nach Tisno. In einem größeren Supermarkt auf dem Weg kaufe ich schon mal eine kleine Rutsche für uns ein und mittags treffe ich die Jungs aus Bremen (bzw. Köln) im Ort.

Der erste Weg führt uns in eine lokale Beachbar. Danach checken wir in unserem Apartment bei Laura & Joe ein.

Lilly’s Cozy Cove: https://goo.gl/maps/g1CeubRgbYRWxpyP6
Sie ist Kroatin, er Amerikaner. Beides ehemalige Lehrer, die sich irgendwann dafür entschieden haben, ein AirbnbBusiness zu starten. In ihrem Haus haben sie insgesamt drei Wohnungen zu vermieten, dazu gibt es einen wunderschönen Garten mit Obst, Gemüse und Früchten, der von den Gästen auch genutzt werden kann. Er ist ehemaliger Koch und hat auch Köche an einer Berufsschule ausgebildet, also der zweite Berufsschullehrer, der mir auf meiner Reise begegnet. Sie bieten normalerweise auch Kochkurse für ihre Gäste an, was ich gerne in Anspruch genommen hätte. Leider wurde bei ihm gerade ein Lymphknoten mit Krebs entfernt, dementsprechend schlecht geht es ihm und er wartet auf die Chemo. Trotzdem finden wir immer wieder Zeit zu quatschen und sind uns, wie ich finde, sehr sympathisch. Nach etwas Diskussion und einer Nachfrage bei den Nachbarn, kann ich Laika in der Nähe auf einem Stück Rasen/ Gebüsch abstellen. Gerne habe ich sie immer in meiner Nähe, einerseits um immer mal wieder etwas zu holen und andererseits um gegebenenfalls die Alarmanlage zu hören. Wobei die German Angst im Laufe der Reise verfliegt. Irgendwann mache ich z.T. gar nicht mehr die Alarmanlage an.
Später gehen wir noch schwimmen im Meer und gönnen uns ein Bierchen am Strand. Abends gibt es Pasta und Prosecco im Apartment.
2. September 2021: Morgens motivieren wir drei uns so, dass alle ein Workout absolvieren. Zum ersten Mal mache ich Yoga auf der Reise. Auf dem Balkon, mit einem wunderbaren Blick in die Ferne, absolut wunderbar! Danach gibt es ein ausgiebiges Frühstück und wir begeben uns aufs Festivalgelände. Der Einlass ist easy, alles wird kurz gecheckt, allerdings werden nicht mal die Ausweise kontrolliert… Schon in der Schlange am Eingang lernen wir die ersten Leute kennen. Flo aus Frankreich, sowie einige andere, die wir noch kennenlernen sollen, begegnen uns dann immer wieder auf dem recht überschaubaren Festivalgelände. Das Festival hat genau die richtige Größe, um familiär zu feiern.

Nachmittags geht es erst mal locker los, gegen Abend geht es dann richtig ab, alle haben Bock!
3. September 2021: Wir haben Tickets für die erste Rave auf dem Boot. Mittags geht es los, wir sind noch leicht geschliffen von der Nacht davor. Das Boot ist nicht ausgebucht, dadurch hat man gut Platz und bekommt auch schnell Drinks an der Bar. Die drei Damen lassen es richtig krachen und wir werden große Fans, in meinem Fall geht es sogar leicht ins Groupiehafte…
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Danach brauchen wir erst mal Cevapi bei unserem Lieblingsimbiss im Ort.

Nach dem Einkauf versperrt uns die hochgeklappte Brücke den Rückweg, zweimal am Tag haben die Boote die Möglichkeit den Hafen zu erreichen,beziehungsweise zu verlassen, ohne die gesamte Insel zu umrunden. Ein Schauspiel, dass wir uns gerne bei einem kühlen Pilz zu Gemüte führen.


Danach chillen wir noch ein bisschen am Strand, bevor wir abends wieder ins Festivalgeschehen einsteigen.
Auf dem Olive Grove Floor, gesäumt von Olivenbäumen, spielen wieder unsere Mädels. Strictly vinyl, also nur mit Schallplatten – old school. Der Sound ist nun deutlich härter als auf dem Boot, was mir sehr sehr zusagt!
4. September 2021: Den Tag verbringen wir am Strand, abends geht’s wieder zum Feiern.
5. September 2021: Leider passiert mir ein kleines Missgeschick am Steinstrand. Ich übersehe einen Stein, der aus dem Boden ragt und falle unglücklich. Dabei reiße ich mir das Schienbein auf. Christian ist der Meinung, ich solle einen Arzt aufsuchen, da die Wunde relativ tief ist. Ich lehne dankend ab, da Sebi sich grundsätzlich wenig sagen lässt. Nach einem Nickerchen blutet die Wunde leider immer noch und so suche ich die Sanitäter auf dem Festivalgelände auf. Sie schicken mich sofort ins Krankenhaus, man kann den Knochen sehen und es droht eine Entzündung. In der Notaufnahme am Empfang macht sofort die Runde, dass ich vom Festival komme. „Bum bumbum?!“ lacht mir die diensthabende Schwester wohlwollend entgegen… Der Arzt spricht zunächst nicht mit mir, sondern nur mit der Schwester. Dann kommt er mir unauffällig entgegen geschlendert und schießt mir zwei Metalltacker in die Wunde. Kurz schreie ich so laut, dass es bestimmt das ganze Wartezimmer mitbekommen hat. Danach lachen wir beide und geben uns eine Ghettofaust.


Es folgen Tetanusspritze, Röntgenaufnahme und ein Rezept für ein Antibiotikum. Danach geht es zurück zum Festival, tanzen ist okay laut Aussage des Arztes. Allerdings lasse ich es diese Nacht etwas ruhiger angehen.

6. September 2021: Letzte/r Tag/Nacht des Festivals. Wir stärken uns bei einem Fischessen im Ort. Danach geht es noch mal aufs Boot. Zum Glück konnte ich uns vor meinem Krankenhausbesuch noch auf eine Tour früher umbuchen. Bei Dunkelheit schippert das Boot nur circa 1 km aufs Meer und steht dann während der 3 Stunden. Jetzt haben wir das Vergnügen einen richtigen Topact inklusive Sonnenuntergang zu erleben.



Danach auf dem Festival werden nochmal alle Register gezogen – Finale halt.

7. September 2021: Obwohl ich bisher eher Probleme mit dem Schlafen in Tisno hatte, erwache ich erst um 10:00 Uhr, muss allerdings um 11:00 Uhr aus der Wohnung sein. Die Jungs mussten schon früh zum Bus nach Split, um ihren Flug zu kriegen. Laura gewährt mir zum Glück noch etwas extra Zeit. Ich verabschiede mich von den beiden und schenke Ihnen noch ein Glas von meiner selbstgemachten Erdbeermarmelade.
Ich mache mich auf dem Weg nach Split.

Dort angekommen suche ich über Google Maps ich eine Arztpraxis, um den Verband wechseln zu lassen. Die Gegend sieht nicht vertrauenserweckend aus und kurz habe ich Bedenken, Laika dort abzustellen.


Später erfahre ich von einer Einheimischen, dass das die ganz normale brutalistische Bauweise des ehemaligen Kommunismus ist und es sich keinesfalls um ein Ghetto oder Ähnliches handelt. Im Verlauf meiner Reise werde ich die German Angst peu à peu ablegen. In der Arztpraxis wird der Verband kostenlos gewechselt und die Wunde gesäubert. Nach Meinung der Ärztin sieht sie gut aus und ich bin beruhigt.

Die Parkplatzsuche mit einem Wohnmobil in der Innenstadt gestaltet sich wie so oft anspruchsvoll. Eigentlich ist die Stadt schon sehr schön, aber leider auch sehr touristisch und an diesem Tag ungewöhnlich voll mit englischen Tourist:innen. Gerade in den Abendstunden, wenn diese einen gewissen Pegel erreicht haben, wird es doch etwas unansehnlich. Nachmittags habe ich in der Nähe von einem Supermarkt, etwas auswärts in einem Industriegebiet, einen Platz gefunden, auf dem ich (nicht ganz legal) übernachten werde.
Nachts ereilt mich eine Mückenattacke, vermutlich weil ich aus Versehen die Außenbeleuchtung angelassen habe und die Viecher durch die Lüftung des Kühlschranks eindringen konnten.
8. September 2021: Aufgrund der Schlaflosigkeit wegen des Mückenangriffs, erwache ich morgens erst durch Autoverkehr und einzelnes Hupen. Beim Aussteigen bemerke ich, dass ich wohl den lokalen Arbeitern einige Parkplätze geklaut habe.

Schnell mache ich mich vom Acker.
Mit dem Fahrrad fahre ich in die Stadt und schieße ein paar Fotos, unser Vermieter aus Tisno kommentiert auf Facebook, dass er Split noch nie so leer gesehen hat. Tja, gegen 8:30 Uhr ist man halt fast allein…










Später entscheide ich mich dafür, nach Bosnien weiter zu fahren. Bei Decathlon kaufe ich auf dem Weg noch eine Schnorchel-Ausrüstung. Die Autobahnen in Kroatien sind gut, aber teuer. Je näher ich der bosnischen Grenze komme, desto weniger ist auf der Autobahn los. Am Ende bin ich fast alleine, außer ein paar LKW. Kurz vor der Grenze muss ich noch mal anhalten, weil ich müde bin. Auf dem riesigen Rastplatz gibt es eigentlich gar nichts, außer einem Klo. Während ich mich kurz im Bett ausruhe, lasse ich den Motor laufen, damit die Klimaanlage des Fahrerhauses auch weiter laufen kann.
